Kurzgesagt: Open-Source-Projekte sind quelloffen. Jede*r kann an ihnen arbeiten, sie weiterentwickeln und weiterverbreiten. Das Rezept für eine Arbeit ist für jede*n zugänglich. Füge etwas mehr Salz hinzu, vielleicht etwas Koriander, optimiere und variiere das Rezept und verbreite es als etwas Neues – das ist Open Source. Es ist eine Kultur des Austauschs und der Zusammenarbeit. Oder wie die Macher*innen von Collletttivo es formulieren:
»Collletttivo is an expanding group of designers working on type-based projects and occasionally releasing Open Source typefaces through the platform. Goal of the collective is to create a network of people that challenge themselves to improve though practice and mutual exchange in the very competitive fields of graphic and type design.«
— Collletttivo – Network of People auf ihrer Webseite
Open Source stammt aus der frühen Entwicklung von Computern. Damals lagen die Profite im Bau und Verkauf von Hardware, nicht in der Lizensierung von Software. Diese war offen gelegt, um die begabtesten Tüftler*innen der Informatik zusammenzubringen. Zu Beginn der 1980er kippte diese Offenheit und große Konzerne begannen, ihre Software abzuschließen. Frustiert von dieser Entwicklung startete Richard M. Stallman 1983 das GNU-Projekt und versammelte Informatiker*innen um sich, die weiterhin an offene Software-Entwicklung glaubten. Darin steckte nicht bloß die Philosophie einer gemeinschaftlichen Entwicklung, sondern auch die einer gemeinschaftlichen Nutzung: Open-Source-Projekte müssen für jeden frei zugänglich sein und verbieten so auch Diskriminierungen jedweder Art (auch z.B. durch gesellschaftlichen oder finanziellen Status). Ein offenes Projekt muss für jeden zu jedem Zweck zu verwenden, zu verstehen, zu verändern, und zu verbreiten sein. 1998 entstand aus der GNU-Bewegung durch Christine Peterson die zeitgemäßere und heute noch aktive Open Source Initiative.
»For over 20 years the Open Source Initiative (OSI) has worked to raise awareness and adoption of open source software, and build bridges between open source communities of practice. As a global non-profit, the OSI champions software freedom in society through education, collaboration, and infrastructure, stewarding the Open Source Definition (OSD), and preventing abuse of the ideals and ethos inherent to the open source movement.«
— die Open Source Initiative auf ihrer Webseite
Open Source basiert auf Gedanken der Demokratisierung von Projekten und des gemeinsamen Erarbeitens von Dingen. Kollektive Teilnahme ist ein Grundpfeiler der Bewegung. Das macht sie vorwiegend auch zu einem sozialen Phänomen. Am Anfang einer solchen Teilnahme steht oft die Feststellung »kaputt«. Etwas ist beschädigt (hat einen Bug) oder passt nicht zur geplanten Anwendung. Es wird optimiert und die optimierte Version wieder der Gemeinschaft, aus der man die Basis entnahm, bereitgestellt. Es geht um Wechselseitigkeit.
Open Source ist eine Kultur des Variierens, Anpassens und Reparierens von Dingen im Gegensatz zu einer vorherrschenden Kultur des Wegwerfens. Heute ist Open Source in erster Linie also auch eine soziale Bewegung, die mehr und mehr beginnt, von ihrem Ursprung – der Software-Entwicklung – auf weitere Zweige des technischen und kulturellen Lebens und Arbeitens auszustrahlen. Diese Webseite möchte informieren und beschäftigt sich mit der Frage, ob und wie wir die Gedanken und Mechanismen des Open Source im Kommunikationsdesign weiter anwenden und verankern können.
Free/Libre bezieht sich auf die moralische Überzeugung, dass Projekte frei zur Verfügung stehen sollten. Hier geht es eher um altruistische Motive.
Open Source bezieht sich auf den praktischen Nutzen, dass die Öffnung von Projekten neue Ebenen des Fortschritts ermöglicht. Hier geht es durchaus auch um Geld. Beide Philosophien gehen in der Open-Source-Welt Hand in Hand.
Die Entwicklungen rund um den Commodore PET 2001 stellten einen Meilenstein der Open-Source-Bewegung dar. Bill Gates höchstpersönlich schrieb mit seinem Open Letter to Hobbyists unwissentlich Open-Source-Geschichte. Wie in den vorhergehenden Kapiteln beschrieben sind die Anfänge des Open Source in der Software-Entwicklung der 80er Jahre verankert.
Die visuelle Erscheinung dieses Recherchewerks verweist auf die Ursprünge des Open Source und möchte die damit verbundene Grafik ins heutige Web übertragen – ohne dabei zu plump zu werden (daher ist hier nichts verpixelt).
Die Farbwahl basiert auf den monochromatisch-grünen Phosphor-Monitoren, die mit dem Commodore PET 2001 eingeführt wurden. Der Leserlichkeit wegen verblieb der Hintergrund der Webseite aber weiß und der Text schwarz. Grün wird als Akzentfarbe eingesetzt.
Die eingesetzten Open-Source-Schriften Happy Times und Liberation Sans verweisen auf Klassiker der etwas jüngeren Computergeschichte – Times New Roman und Arial/Helvetica. An ausgewählten Stellen tritt die Michroma von Vernon Adams in Erscheinung – eine Open-Source-Schrift, die auf der weit verbreiteten Microgramma basiert. Diese zierte neben der Tastatur auch das Logo des Commodore PET 2001 und fand ohnehin früh Anwendung in zukunftsgerichteten Technologien oder Fiktionen. Auch wurde darauf geachtet, viele unterschiedliche Open-Source-Foundries einzubinden.
Die Icons, die als Fußnoten und Zierelemente dienen, wurden in Anlehnung an die eigensinnige Tastatur des Commodore PET 2001 gestaltet. Jede Taste war mit einem Zeichen versehen, das in erster Linie dazu diente, Befehle (die zu Genüge noch händisch eingeben werden mussten) abzukürzen. Auf der Startseite werden aus dem Pool der Icons per Zufallsauswahl drei Zeichen im Hintergrund abgebildet. Auch das Icon in der oberen Navigationsleiste links variiert zufällig bei jedem Seitenaufruf.