Offen­­heit ist Auf­­rich­tig­keit. Offen­­heit ist Auf­ge­schlos­sen­heit. Offen­­heit ist dieBereit­­­­schaft, sich mit Personen, Pro­blemen und Fra­ge­n un­­vor­­ein­­genommen aus­­ein­­­­ander­­zusetzen. Offen­heit ist eine frei­­mütige Art. Per Defini­tion des Duden. Sind das nicht ins­beson­dere Facet­ten des Design? Design sollte offen sein. Keine Arte­fakte der Eigen­bröd­ler*in­nen mehr, sondern Gestal­tung mit Gruppen­­dynamik. It’s about the people.
Open Design ist eine dis­rup­tive Arbeits­­weise, die sich von unten nach oben ent­wickelt, vom einen zum anderen. Das gemein­schaft­liche Schaffen formt eine soziale Bewe­gung, die Design­­prozesse demo­­kra­tisiert, anti­fragil und bestän­diger macht.
Design sollte frei sein. Aber nicht frei wie in Frei­bier, sondern frei wie in die Gedan­ken sind frei. Das Kon­zept der Autoren­­schaft wird respek­tiert. Open Design in­klu­­diert, alle sind gefor­dert.
Open Design schätzt die Four Freedoms der frühen Libre-Bewe­gung. Open Design fechtet die vor­­herr­schen­de Weg­­wer­f­gesell­schaft und ihre starke Profit­orien­tierung an. Das Ent­wick­lungs­poten­tial aller offenen Pro­jekte ruft zur Inno­vation durch Repara­tur auf. Into the Open!

Into the wide Open
Open Design Manifest 2020

Into the wide Open
Open Design Manifest

Closed Source ist Profitorientierung

  • Closed Source ist profitorientiert
  • Closed Source ist exkludierend
  • Closed Source ist innovationshemmend
  • Closed Source ist egozentrisch
  • Closed Source ist zentralisiert
  • Closed Source gehört dem Adel
  • Closed Source fragt niemanden
  • Closed Source ist fragil (siehe Bus Factor)
  • Closed Source bedeutet Wegwerfen
  • Open Source ist projektorientiert
  • Open Source ist inkludierend
  • Open Source ist innovationsfreudig
  • Open Source ist kollektiv
  • Open Source ist demokratisiert
  • Open Source gehört allen
  • Open Source fordert ein
  • Open Source ist antifragil
  • Open Source bedeutet Reparieren

Redesigning Design: Motive der offenen Gestaltung

Die Hintergedanken der Open-Design-Bewegung sind im Kern identisch mit denen der Open-Source-Bewegung. Die Motive, Prozesse und Entwürfe offen zu gestalten, können allerdings unterschiedlich sein: Einige lehnen ein ihrer Meinung nach obsoletes Verhältnis zu großen Herstellerkonzernen ab, andere fokussieren in erster Linie die Demokratisierung im Bereich der Produkte, wieder andere möchten Partizipation am kulturellen Leben für alle ermöglichen, Produktionsprozesse transparenter gestalten oder die Vorteile des Internets adäquat nutzbar machen. Natürlich mischen sich die verschiedenen Motive meist zur letztlichen Motivation, sich an Open-Source-Prozessen oder -Projekten zu beteiligen. Das bedeutet nicht gleich, dass ab sofort jedes Werk und jeder Gedanke frei und offen publiziert werden muss, aber dass eine Initiative in diese Richtung, in diese neue, in Teilen postkapitalistische Arbeitsweise ergriffen wird. Hier kann jede*r für sich selbst entscheiden, was die richtigen Maßnahmen oder Methoden sind – genug zu tun gibt es!

»Open Design ist ein Sammelbegriff für all jene Bestrebungen, die Entwürfe, aber auch Gestaltungsprozesse transparent, zugäng­lich und für die weitere Verwendung offen gestalten. Dabei gibt es nur selten ein komplett offenes oder geschlossenes Werk, denn in den meisten Fällen handelt es sich um Mischformen. Prinzipiell wird mit der Öffnung von Design versucht, die Kopien, Modifizie­rungen, sowie weitere Verwendungen und Veröffentlichungen von Entwürfen zu erlauben und Dokumentationen oder How-Tos anzufertigen, die den Gestaltungs- und Produktionsprozess nachvollziehbar machen.«
— ABC der Offenheit (S. 33)

Anwendung im Produktdesign

Der israelische Industriedesigner Ronen Kadushin, der sein Atelier inzwischen in Berlin hat, veröffentlichte bereits 2005 im Rahmen seiner Master-Thesis das Open Design Manifesto, das sich in erster Linie auf Industrie- und Produktdesign bezieht. Er statuiert darin auch, dass in anderen Zweigen der Kultur und Gestaltung, beispielsweise Musik und Kommunikationsdesign das Open Design schon fortgeschrittener sei, als im Produktdesign. Es heißt dort beispielsweise:

»In today’s market-driven culture, industrial designers commit themselves to producers in order to realize their creativity. Producers, with the power to control all aspects of a product, are the gatekeepers of design creativity, deciding what and how products are available to consumers. (…) Fresh approaches and radical views are marginalized as they do not conform with the dogmas of the Church of Industrial Design. (…) Enter the Open Source method, one that revolutionized the software industry, created a viable economy, and gave birth to a flourishing social movement that is community-minded, highly creative and inclusive.«
— Ronen Kadushin im Open Design Manifesto, 2005, bezogen auf Produktdesign

MakerSpaces und FabLabs

MakerSpaces oder FabLabs (von fabrication laboratory) stellen den Hobbykeller des 21. Jahrhunderts für alle Tüftler und Tüftlerinnen dar. Dabei werden in diesen Werkstätten nicht selten 3D-Drucker, iPads und Laser-Cutter bereitgestellt. So werden diese und andere fortschrittliche Fertigungswege kostenfrei oder gegen eine kleine Gebühr Interessent*innen bereitgestellt. Das geschieht im Sinne einer dezentralisierten, am Menschen und der Gesellschaft orientierten offenen Nachhaltigkeits- und Bildungsbotschaft. Nicht ohne Grund sind sie häufig an Bibliotheken angeschlossen. Wieso gibt es solche Orte eigentlich noch nicht oder nocht nicht in größerer Menge in Form einer community-basierten Druckwerkstatt?

Anwendung im Kommunikationsdesign

Von Ronen Kadushin lässt sich einiges ins Kommunikationsdesign übertragen. Ein Aspekt wäre, dass eine offenerer, gemeinschaftlicher Umgang mit Design in bestimmten Nischen experimentelleren, weniger am Kunden oder am Profit, als an der Gestaltung und der Gesellschaft selbst orientierte Arbeit zulässt. Das zeigen beispielsweise die experimentelleren, gewagteren Schriften der Velvetyne Type Foundry.

Open-Source-Beispiele im Kommunikations­design

Standardwerk: »Open Design Now«

Die Veröffentlichung der niederländischen Institutionen Creative Commons Netherlands, Premsela – the Netherlands Institute for Design and Fashion und der Waag Society Open Design Now könnte als ein Standardwerk für das Open Design bezeichnen. Darin wird auf verschiedenste Fragestellungen, Probleme und Lösungen eines Open Designs eingegangen (es ist offen CC-lizensiert in seiner Gänze online nachzulesen). Nach und nach soll dieser Eintrag um weitere Aspekte aus diesem und anderen Werken ergänzt werden.