Open Source Basics

Der Gedanke: Open-Source-Projekte können anti­fragiler sein. Der dezen­trale Ein­fluß vieler lässt sie wach­sen, wirk­samer werden und ver­min­dert Risiken, wie der etwas makabere Bus Factor (beliebter Begriff in der Open-Source-Welt) verdeut­licht.

»It’s about the people – The epos isn’t limited to software. A number of related movements have sprung up in the past few decades, each dedicated to sharing, transparency and collaboration (Wikipedia, Open Knowledge Foundation, Open Source Seed Initiative, Internet Archive, etc.). (…) This philosophy of open access and sharing goes back a thousand years, but how did it come so prevalent in software?«
— Vicky Brasseur in Forge Your Future with Open Source (S. 4)

Die vier Freiheiten des »GNU-Manifesto«

  • Nummer 1Die Freiheit, etwas für jeden Zweck zu verwenden.
  • Nummer 2Die Freiheit, den Kern der Sache untersuchen und verstehen zu können.
  • Nummer 3Die Freiheit, etwas zu kopieren und zu verbreiten.
  • Nummer 4Die Freiheit, es zu verändern und erneut zu verbreiten.

Damit ein Projekt open source ist, muss es von der Open Source Initiative mit einer Lizenz versehen werden. (Andernfalls darf es strenggenommen höchstens das Label source available tragen.) Open-Source-Lizenzen können permissive oder copyleft (Wortspiel mit Copyright) sein.
Permissive Licenses gestatten dem Nutzer das Open-Source-Projekt modifiziert unter neuer, unter Umständen strengerer Lizenz zu veröffentlichen.
Copyleft Licenses verbieten dem Nutzer eine modifizierte Version unter einer anderen Lizenz zu veröffentlichen – einmal copyleft, immer copyleft. Das wird auch als Share-Alike-Prinzip bezeichnet. Copyleft-Lizenzen verewigen die Four Freedoms in einem Projekt und basieren es auf Wechselseitigkeit.

»This is the reciprocal nature of this type of license (copyleft): if your creation benefits from a copyleft licensed work, then anyone who receives your creation must similarly benefit from your work.«
— Vicky Brasseur in Forge Your Future with Open Source (S. 14)

Creative Commons ist ein weiterer inzwi­schen weit ver­brei­teter Lizenz­typ, der dem Open-Source ent­stammt. Die Nonprofit-Orga­nisation bietet ihre eigene CC-Lizenz, die je nach Kon­dition die Four Freedoms innehat, allerdings auch strenger geschnürrt aus­fallen kann (zum Beispiel kann die Nutzung des Pro­duktes erlaubt sein, allerdings die Modi­fi­kation verboten).

Open-Source Beispiele im Kommuniaktionsdesign

Wege der Finanzierung von Open-Source-Projekten

Sponsoren und Crowd-Funding

Große IT-Unter­nehmen sind häufig aktiv in der Förderung von Open-Source-Projekten. Steht aber ein Big Player dahinter, steht das Projekt immer in Ab­hängig­keit und läuft Gefahr, bei wechselnden Interessen des Geld­gebers ins Wanken zu geraten. Das macht es fragil. Außerdem nehmen große Konzerne nicht selten Einfluß auf die Ar­beit. Verteilt man die Last auf ein spenden­basiertes System mit vielen, kleineren Sponsoren wird es antifragiler. Dafür benötigt es aber auch erst eine gewisse Reich­weite, Bekannt­heit. Ein Bei­spiel für eine ein­malige Finanzierung zu Projektstart wäre Kickstarter, für eine fort­laufende Finanzierung Patreon oder Donation-Buttons.

Mehrfachlizenzierung № 1: Einnahmequelle durch Zusatzoptionen

Einige Open-Source-Projekte bieten neben ihrem offenen Kern­inhalt Erweiterungen oder z.B. Support-Dienst­leistungen als be­zahlte Zusatz­optionen an. Wird auch als Open Core be­zeichnet und ist eines der meist­ver­breitetsten Modelle, um mit Open-Source-Produkten Ein­nahmen zu generieren. Ein Bei­spiel aus der Schrift­gestaltung wäre, eine Open-Source-Schrift kunden­spezifisch an­zu­pas­sen und um Zeichen für eine bestimmte Sprache zu erweitern (bei­spiels­weise Æ, æ). Ein Auf­trag­geber könnte eine solche Erweiterung bezahlen, wenn er sie für die Anwendung des Pro­dukts benötigt. An­schließend, da das Projekt Open-Source-basiert ist, profitiert auch die Gemein­schaft vom Aus­bau der Schrift, wenn die Anpassung zurück über­mittelt wird.

Mehrfachlizenzierung № 2: Duale Lizenzen

Einige Open-Source-Projekte verteilen Copyleft-Lizenzen für eine Software, vertreiben sie aber gleichermaßen an Unternehmen, die sie unter einer zweiten Lizenz weiter­ver­arbeiten und dann auch nicht mehr Open-Source weiter­ver­kaufen könnten. (Streng­genommen unter­gräbt das aber die Four Freedoms.)

Fördermittel von Stiftungen

Einige Stiftungen bieten Förder­mittel für Open-Source-Projekte an. Auf eine bestimmte Lauf­zeit hin wird damit eine finan­zielle Ab­sicherung garan­tieren. Ein Vorteil an Stiftungen ist ihre »neutralere« Natur im Ver­gleich zu einem Unter­nehmen oder Konzern. Ein Projekt muss aber meist gemein­nützig oder wohl­tätig sein, um von einer Stiftung finan­ziert werden zu können.

»Bounties«

In der IT-Welt ist es gängig, dass Unter­nehmen sog. Bounties ver­öffent­lichen – kleine Jobs für eine spezielle Auf­gabe. Bei­spiels­weise »Korrigieren Sie diesen Bug in unserem Open-Source-Code und er­halten dafür Betrag X.« Im Kom­muni­kations­design zum Bei­spiel: »Erarbeiten Sie zwei weitere Icons im Stile dieses Open-Source-Sets für Betrag X.«

Merchandising

Für viele populäre Projekte existieren Fan­artikel, deren Ver­kauf mit zur Finan­zie­rung bei­tragen. Welchen Anteil das an der Gesamt­finan­zierung aus­macht, ist natürlich schwer zu beziffern.

Benefits der Teilnahme an Open-Source-Projekten

»Contributing to free and open source software doesn’t have to be a purely altruistic pursuit. Contributors gain a lot for the effort they invest, and all of those advantages will pay off as their careers evolve.«
— Vicky Brasseur in Forge Your Future with Open Source (S. 15)
  • Open-Source-Projekte agieren häufig progressiv und am Zahn der Zeit, sie sind nicht selten gesellschaftsrelevant, kultur- oder gemeinnützig
  • Open-Source-Projekte liefern Optionen, neue Skills zu üben und anzuwenden
  • Sie fordern und fördern Kommunikation im Team
  • Sie fordern Kooperation, indem viele Teilnehmer Teile zu einem Gesamt­projekt beitragen
  • Sie zeigen Best-Practices aus der Branche auf und sind meist an der Spitze neuer Tools und Technologien
  • Beiträge zu Open-Source-Projekten bilden ein öffentliches Portfolio aus
  • Die Teilnahme an Open-Source-Projekten erschafft eine gute Basis an Kontakten und ein Netzwerk